Sharingstation Scooter
23.04.24
3 min

Evolution der E-Scooter in Düsseldorf

Wie sich E-Scooter-Technik und städtisches Mobilitätsmanagement weiterentwickelt haben.

Schon seit 2019 sind die elektrischen Scooter nun ein fester Bestandteil der Mobilität deutscher Innenstädte. Auch in Düsseldorf sind sie nicht mehr wegzudenken. Während Technik wie Regulierung zu Anfang naturgemäß noch Kinderschuhe trugen, hat beides sich über die vergangenen fünf Jahre stark weiterentwickelt.

Werden Leih-Mikromobile stadt- und verkehrswende gerecht integriert, können sie eine Bereicherung im Mobilitätsmix sein und den ÖPNV stärken. Dabei müssen die Sharing-Fahrzeuge funktional und langlebig sein und verkehrspolitische Vorgaben erfüllen. Wie haben sich die E-Scooter in Düsseldorf genau entwickelt?

Bessere Akkus und Geo-Fencing

Aktuell gibt es in Düsseldorf vier Anbieter von E-Scootern und Leih-E-Bikes: Bolt, Lime, TIER und Voi. Zuvor gab es sechs. Die Evolution der E-Scooter-Technik ist in den vergangenen Jahren merkbar fortgeschritten und hat weniger gute Modelle vom Markt verdrängt. Während in den ersten Generationen kurzlebige, nicht wechselbare Akkus verbaut wurden, sind diese mittlerweile modular austauschbar, deutlich langlebiger – und damit auch besser für die Umwelt.

Eine weitere Verbesserung: optimiertes Geo-Fencing. Bei der Einführung der E-Scooter wurde ein Free-Floating-Konzept verfolgt. Das bedeutet, dass das Parken der Roller nicht an bestimmte Stationen gebunden, sondern beliebig in der ganzen Stadt möglich war. Die Folge: E-Scooter standen überall im Weg herum. Über GPS erkennen die Geräte heute, ob sie sich in einer definierten Parkzone befinden und aktivieren die Parkfunktion nur innerhalb städtischer Sharingstationen. 

Sharingstation

Möglich geworden ist dies, durch ein konsequentes kommunales E-Scooter-Management und den Aufbau eines Sharing-Stations-Netzwerks, das mittlerweile rund 140 Stationen vorrangig in der Innenstadt umfasst. Im Auftrag der Stadt errichten wir kontinuierlich weitere Sharingstationen im gesamten Stadtgebiet. Ein eigens entwickeltes IT-Dashboard ermöglicht es dabei, Parkvorgänge und Auslastungen automatisiert zu überwachen, Bedarfe ortspezifisch zu ermitteln und sinnvoll zu steuern sowie Trends im Nutzungsverhalten frühzeitig zu erkennen. Auf dem Weg zu einem nachhaltigen, vernetzten Mobilitätssystem inklusive eines so gut angebundenen ÖPNVs nimmt Düsseldorf damit eine Vorreiterrolle ein.  

E-Scooter sind Teil des gemeinsamen Stadtverkehrs und sollten natürlich auch die nötige Verkehrssicherheit bieten, wofür sie einen Zulassungsprozess des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) durchlaufen. Aktuelle Modelle verfügen nun unter anderem über mehrere Bremssysteme, passende Beleuchtungs- und Blinksysteme sowie eine identifizierbare Plakette. Moderne Fahrzeuge verfügen zudem über eine Reihe weiterer Funktionen. Diese werden im Folgenden am Beispiel des Anbieters Bolt vorgestellt.

Tandem-Fahrten, Alkohol und Park-KI

Zu zweit auf einem E-Scooter zu fahren ist nicht erlaubt. Über spezielle Sensoren erkennen moderne Fahrzeuge, ob eine oder mehrere Personen ein Fahrzeug fahren und geben eine entsprechende Verwarnung. Verstoßen Nutzer*innen mehrfach, sperrt das System sie automatisch. Für Düsseldorf sprach der Anbieter Bolt solche „Strikes“ bei circa 1,5 Prozent der Fahrten aus. Deutschlandweit habe sich die Zahl der Tandem-Fahrten so um 30 Prozent reduziert.

Ein weiteres neues Feature ist die Verhinderung von Alkoholfahrten auf dem E-Scooter. Während der Karnevalszeit 2024 testete Bolt in seiner App die Reaktionsfähigkeit der angehenden Fahrer*innen. Wer zu langsam war konnte keinen E-Scooter ausleihen und wurde über einen Rabatt zur Buchung einer Taxi- oder Mietwagenfahrt ermutigt. Ziel der Aktion war die Aufklärung und Sensibilisierung zu Alkoholkonsum im Straßenverkehr. Das Ergebnis: 75 Prozent bestanden den Test, mehr als 6200 potenzielle Alkoholfahrten wurden verhindert, so Bolt.

Bolt App

Damit Nutzer*innen die Scooter nach der Fahrt nicht auf dem Weg abstellen, beinhalten verschiedene Angebote die teils verpflichtende Funktion, ein Foto des geparkten Fahrzeugs zu machen. Eine KI analysiert folgend, ob der Roller passend platziert wurde. Bei Bolt habe das Feature im vergangenen Jahr zu einer Verbesserung des Abstellverhaltens um 15 Prozent beigetragen, wie der eigens entwickelte und in Düsseldorf getestete “Good Parking Index” zeigt.

Pilotprojekt Slowspeed-Zones

In anderen europäischen Ländern längst schon gängige Praxis, in Deutschland aufgrund der Gesetzeslage bisher nicht fest möglich: sogenannte “Slow Speed Zones”. Die festgelegten Zonen ermöglichen die automatisierte Anpassung der Geschwindigkeit in bestimmten Bereichen der Stadt – beispielsweise innerhalb von Fußgängerzonen oder Grünanlagen. Damit soll vor allem der Fußverkehr geschützt werden.

Technisch können moderne Scooter das schon. Mit einem Verkehrsversuch in der Altstadt wollen wir das Konzept im Auftrag der Stadt in diesem Jahr auch in Düsseldorf testen und werden dabei von allen Anbietern unterstützt. Wir freuen uns, bei diesem Pilotprojekt dabei zu sein und gute neue Konzepte wie die Slow Speed Zone in der Praxis zu testen. Wir halten euch auf dem Laufenden und berichten, sobald der Verkehrsversuch startet.

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