Portrait Dr. Susanne Dickel
22.07.25
4 min

Engagement für mehr Grün in der Stadt

Begrünung denken wir bei unseren Mobilitätsstationen von Anfang an mit. Bei der Bepflanzung und Pflege neuer Grünflächen werden wir tatkräftig von der Initiative platzgrün unterstützt. Im Interview erklärt Dr. Susanne Dickel, wie diese Zusammenarbeit funktioniert und wie sich Bürger*in einbringen können.

CMD: Hallo Susanne, bitte stell dich und die Arbeit der Initiative platzgrün vor. 
Susanne Dickel: Die Initiative platzgrün wurde 2019 gegründet, mit dem Ziel ehrenamtlich das Thema Begrünung in Düsseldorf voranzutreiben. Wir haben damals bei der Pflege der Rheingärtchen, der ältesten Gartendenkmalanlage mitgewirkt und als ersten Platz den Platz Carl-Mosterts-Platz bepflanzt. Der zweite und dritte Platz, den wir dann nach Absprache mit der Stadt bzw. dem Gartenamt bepflanzen konnten, war der Luise-Oppenheimer-Platz und der Maria-und-Josef-Otten-Platz, der damals noch keinen Namen hatte. 
Heute nach sechs Jahren ehrenamtlichen Engagements pflegen wir etwa 100 Flächen in Düsseldorf, darunter einige Plätze, aber auch Baumscheiben oder Parkflächen. Wir pflegen diese Flächen komplett und eigenständig, sodass die Stadt lediglich zum Einsatz kommen muss, wenn Grünschnitt anfällt und abgeholt werden muss. 

CMD: Wie viele Menschen engagieren sich bei platzgrün?
Susanne Dickel: Das kann man gar nicht genau sagen. Es gibt aus der Anfangszeit eine Gruppe von vielleicht 15 Menschen, die ich als Task Force immer einsetzen kann, gerade für Erstbepflanzungen. Und dann kommen nach und nach die Anwohner*innen hinzu. Insgesamt sind wir ca. 150 Menschen, die dezentral Verantwortung übernehmen. 

CMD: Wie läuft die Begrünung eines Platzes oder einer Grünfläche ab?
Susanne Dickel: Wir machen die Erstaufnahme vor Ort, erstellen gemeinsam mit den Anwohner*innen einen Pflanzplan und pflanzen mit ihnen zusammen. Außerdem kümmern wir uns um Substrate und Bewässerung, d.h. wir stellen immer sicher, dass eine Bewässerung vor Ort gewährleistet ist. 

CMD: Wie wird die Bewässerung vor Ort sichergestellt?
Suanne Dickel: Für Notfälle haben wir ein Standrohr, aber in der Regel finden wir eine Lösung vor Ort. Das können Wasseranschlüsse von ortsansässigen Unternehmen sein oder auch Hausanschlüsse, bei denen mit einem mobilen Zähler der Verbrauch gemessen wird, sodass am Ende des Jahres der Betrag erstattet werden kann. Die Wasserkosten sind aber wirklich überschaubar. Am Hermannplatz testen wir gerade erstmalig eine Regenwasserbank. Außerdem arbeiten wir eng mit der Stadt zusammen. Bürger*innen können im Rahmen des Projektes Gießkannenheldinnen, auch ein Fass, d.h. ein 1.000-Liter-Regenwasser-Container, bestellen und aufstellen lassen. Die Bürger*innen müssen nur den Anschluss selbst finanzieren. 

Interview Dr. Susanne Dickel und Ariane Kersting

CMD: Inwieweit können Anwohner*innen mitentscheiden, was gepflanzt wird?
Susanne Dickel: Wünsche der Anwohnerschaft nehmen wir immer gerne auf. Aber letztlich entscheidet der Standort, was gepflanzt werden kann, beispielsweise je nachdem ob der Standort sonnig oder schattig ist. Darüber hinaus gibt es ein paar Vorgaben. Wir wollen vorwiegend heimisch pflanzen, insektenfreundlich und trockenheitstolerant. 

CMD: Wie viel Zeit muss man mitbringen?
Susanne Dickel: Da wir robuste und trockenheitstolerante Pflanzen einsetzen, ist der Aufwand wirklich gering. Wie immer im Garten hat man im Frühjahr und Herbst mehr zu tun, aber auf das Jahr gesehen hält sich der Aufwand wirklich in Grenzen. Einzige Ausnahme sind extreme Trockenheitsphase, bei denen man verstärkt gießen muss. Und auch das Thema Müll in den Beeten belgeitet uns leider das ganze Jahr über. 

CMD: Welche Vorteile hat es, sich als Anwohner*in zu engagieren? 
Susanne Dickel: Die städtischen Kapazitäten sind begrenzt. Wer mehr als Rasen vor der Haustür haben möchte, dem empfehle ich, sich zu engagieren. Das gemeinsame Pflanzen sorgt auch für soziale Kontakte und es ist eine gute Möglichkeit sich im Kleinen für Klimaschutz einzusetzen. Man sieht die Entwicklung der Fläche und kann sich an schönen Beeten erfreuen. 

CMD: Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen platzgrün und CMD ab?
Susanne Dickel: Wir erhalten die Pläne der Mobilitätsstationen und überlegen uns, welche Erstbepflanzung sinnvoll ist. Die CMD trägt die Kosten für die Erstbepflanzung, die Initiative platzgrün übernimmt dann die langfristige Pflege und das natürlich im Idealfall mit der Anwohnerschaft. 

Die Zusammenarbeit mit der CMD ist für uns ein Glücksfall. Für uns als Initiative bzw. als einzelne Gruppe ist es deutlich schwieriger diese Form von Entsiegelung zu realisieren. Da steckten viel körperlicher Arbeit und Kosten hinter. Für uns ist es sehr schön, dass die CMD uns diese Beete ermöglicht. 

Was mir auch sehr gefällt, ist, dass ihr als CMD so gesamthaft auf einen Platz schaut. Das führt immer dazu, dass auch die Randbereiche in Stand gesetzt werden und das so eine ganz andere Form von Aufenthaltsqualität entsteht. Das entspricht auch unserem Ansatz. Wir legen unseren Fokus auf Klimaanpassung, aber auch darauf, dass wieder kommunikative Orte in der Stadt entstehen, an denen man sich gerne aufhält. An denen man auch an Hitzetagen gut sitzen kann und einen konsumfreien Raum hat. 

 

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